
Ein Beispiel für das tolle baltische Kartenmaterial
Nach unserem kurzen aber anstrengenden Zwischenstopp im trubeligen Deutschland radelten wir von Riga aus zunächst ca. 150 KM in die „falsche“ Richtung – zurück zu Pepes Paradies, um uns dort gründlich zu erholen.
Unterwegs trafen wir Klaus, der nach seinen Kamel-Abenteuern in Australien jetzt Europa per Rad erkundet.
Knapp zwei Wochen später packte uns das Reisefieber wieder und so ging es zum dritten Mal nach Riga…

Aufwärmübungen…

Stadtpanorama von Riga
Diesmal beherbergten uns Agnes und Karlis für drei Tage. Karlis war uns in Kuldiga begegnet und lud uns bereits da spontan zu sich ein! Durch ihn, der als Führer im Occupation Museum arbeitet, lernten wir viel über die jüngere lettische Geschichte.
Karlis sammelt ausserdem Fahrräder und stellte uns für eine Stadt-Radtour sein Hollandrad-Tandem zur Verfügung, auf dem man so gar nicht laid-back, sondern vielmehr sehr aufrecht sitzt:
Riga ist bekannt für seine Jugenstil-Bauten – wir waren begeistert:
Riga hat jedoch nicht nur Jugenstil zu bieten:

Das Schwarzhäupterhaus – sieht alt aus, wurde aber erst vor 12 Jahren wieder aufgebaut.
Woran erkennt man Geburstage auf Reisen?

Am neuen Shirt + Heidelbeer-Törtchen. 😉
Nach so viel Stadt waren wir froh, endlich wieder in die Natur zu kommen! Und Natur satt bekamen wir dann auch im wunderschönen Gauja-Nationalpark. Unser Einstieg in den Park war die hübsche Stadt Sigulda.
- Ruinen der Ordensburg
- Altes Schloss von Sigulda

Museumsreservat von Turaida
- Aus der Höhle…
- in die Natur!
Wer mal hierher kommen sollte: Wir können den Trail von Sigulda nach Ligatne allen Wanderern und ambitionierten Mountainbikern sehr ans Herz legen – nur keinen Tourenradlern mit viel Gepäck…
Zwei Tage haben wir uns durch dieses Abenteuer gekämpft – wir hatten aber auch viel Spass dabei!
Das Städtchen Ligatne hat uns mit seiner erlebbaren Geschichte nachhaltig beeindruckt: Die Ortschaft entstand um eine Papierfabrik, welche 1815 von Justus Storch gegründet worden war. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts entstanden in der Naehe der Fabrik Arbeitersiedlungen, ein Krankenhaus, ein Kulturhaus, Kindergarten und andere Einrichtungen.
In einem damals einzigartigen sozialen Modell wurde den Arbeitern freie Wohnung, Heizung, Strom, Kinderbetreuung, Altersversorgung etc. gewährt.
Eine weitere Besonderheit ist der sogenannte „Kellerfelsen“, in den die Bewohner von Ligatne auf zwei „Stockwerken“ Keller eingehauen haben, die heute noch genutzt werden:

Am rechten Bildrand sieht man die Kellereingaenge
Einschub: Vor unserer Abreise wurden wir allseits davor gewarnt, zuerst nach Polen zu fahren, denn danach hätten wir ja keine Räder mehr für die weitere Tour… – Allen Skeptikern zum Trotz: Wir haben sie immer noch! 😉
Und in Ligatne kam sogar noch was dazu – waehrend unserer Abwesenheit packte uns ein freundlicher Geist etwas Gesundes auf die Fahrraeder…

Genau hinschauen: Auf den Packtaschen liegt je eine Tuete mit Aepfeln und Birnen!
An dieser Stelle sei gesagt: Wir haben uns in allen bisher von uns bereisten Ländern äusserst sicher gefühlt!
Von Ligatne aus ging es weiter an der malerischen Gauja entlang nach Cesis und dann Richtung estnische Grenze.
In der „Zwillingsstadt“ Valka (LAT) / Valga (EST) bewegten wir uns zwischen Lettland und Estland hin und her.

Juhu, wir haben es nach Estland geschafft!
Kaum in Estland angekommen fühlten wir uns plötzlich wie in England, als wir „Windsor-Castle“ erblickten.

Schloss Sangaste
Im Schloss Sangaste lebte u.a. Friedrich Georg Magnus von Berg, der „Pionier der estnischen Landwirtschaft“. 60 Jahre lang hat er an der für die örtliche Verhältnisse angepassten Roggensorte “Sangaste” gezüchtet, die noch heute Verwendung findet.
Das Schloss selbst diente während seiner Geschichte als Hostel, als Stall für die Rote Armee, als Kornspeicher, als Lazarett für die deutsche Armee, als Kino und als sowjetisches Pionier-Camp; heute ist es ein Hotel.
Mittlerweile ist es nun doch schon etwas herbstlich geworden, was wir nicht nur an den kühleren Temperaturen, sondern auch an den sich langsam färbenden Bäumen merken:
Auf dem Weg nach Tartu kamen wir bei Helgur (WS) unter, der seine kleine gemütliche Hütte mitten im Wald mit uns teilte. Neben seiner Tätigkeit als Schauspieler ist er Inhaber eines Öko-Hostels in Tartu, auf dessen Dachterrasse wir später zelten durften.
- Der hoechste Zeltplatz unserer Tour 🙂
- Kuschelnde Fahrraeder
Und hier einige Eindrücke aus Tartu:

Chris bei einer literarischen Diskussion mit den beiden „Wildes“ (Oscar Wilde & Eduard Vilde)
- Rathausplatz
- Wasserspeier
- Domruine
- „Kuss-Brunnen“
Nach einem Halt am grössten Binnensee Estlands, dem Võrtsjärv-See, erreichten wir das vielseitige Staedtchen Viljandi.
- Typisch fuer Estland: Eine grosse Saengerbuehne
- Ruine der Ordensburg
Aufgrund mehrfacher Empfehlungen kamen wir am Cafe „Roheline Maja“ (= das Grüne Café) in Viljandi einfach nicht vorbei. Nach einem wunderbaren Essen überraschte uns eine Dame, Hela, als sie uns auf deutsch ansprach. Sie lud uns auf einen leckeren Kaffee ein und wir plauschten eine Weile. Dann gesellten sich ihr Bruder Enn und dessen Frau Kaari dazu, denen das Café gehört und wir bekamen gleich noch einen Kaffee – diesmal mit einer anderen Röstung. 🙂
Kaari und Enn luden uns zu sich nach Hause ein und wir verbrachten zwei tolle Tage mit ihnen und fünf ihrer sechs Kinder. Sie liehen uns sogar ihr Auto, damit wir uns ihren Geheim-Tipp, Hüpassaare im Sooma-Nationalpark, anschauen konnten. Ein Ort, an dem wir eine andere Welt betraten:
Und hier die Highlights der letzten Wochen:

Der Kranich von Riga

Auszug aus den Nationalpark-Regeln – uns hat besonders Punkt 8 sehr gefallen

Alte orthodoxe Kirche

Himmel ueber Estland

Felix beim Schulanfang
Haha, der Typ da links neben Dir (Schulanfang) ist schon ein paar Jährchen länger als ihr unterwegs wie es aussieht. 🙂 Aber wieso auch nicht, wenn man Euren Blog liest könnte man meinen, dass hinter unserer Ostgrenze ein nicht enden wollendes Paradies aus hübschen Städtchen und verwunschenen Wäldchen beginnt. Macht wirklich Lust, auch mal in die Richtung zu fahren!
Was macht ihr denn jetzt wenn der Winter kommt? Da kommen ja in Estland noch mal andere Temperaturen auf Euch zu, oder?
Auf dem Nachhauseweg lese ich gerade euren so netten Blog-da sehe ich aus dem Augenwinkel heraus einen Liegevelo-Fahrer vorbeiradeln (Den ersten, den ich bewusst seit Jahren sehe!) ;)!
Wie immer sind wir begeistert von eurem Bericht und den tollen Erlebnissen und Eindrűcken. Wo steht denn momentan der Kilometerzähler bei euch? Wenn Roland und ich jűnger wären, wűrde uns so ein Erlebnis auch reizen.
Weiterhin gut Radeln und die allerschőnsten Erlebnisse.
Seid lieb gegrüßt und gedrückt. .. Uschi und Roland